62 Stunden in Venedig


Venedig ist immer einen Besuch wert! Ich war zwar bereits drei Mal in den vergangenen Jahren dort, jedoch nie über Nacht, immer nur für Tagesausflüge. Das musste dringend geändert werden, um die gesamte Atmosphäre der Stadt einzufangen – auch nachts, wenn die großen Massen an Tagestouristen die Stadt wieder verlassen hatten. Der Reisezeitraum fiel auf Ostern 2018, genauer gesagt von Gründonnerstag bis Ostersonntag.



Hin- und Zurückkommen
Mit dem Flugzeug ging es am Gründonnerstag mit einer etwa einstündigen Verspätung um 16:50 Uhr von Hamburg nach Treviso. Hier angekommen besorgten wir uns am Flughafen problemlos Tickets für den Reisebus (ATVO, 22Euro p.P. hin und zurück), der sich in seinen Abfahrtszeiten an den Fliegern orientiert und uns innerhalb einer Stunde über Mestre zum Busbahnhof Piazzale Roma in Venedig brachte. Der Bahnhof liegt sehr nah am Zugbahnhof sowie dem Canal Grande und ist daher ein guter Ausgangspunkt für den Weg zu den meisten Unterkünften (ob zu Fuß oder per Wassertaxi).

Für unseren Rückflug am Ostersonntag um 9:40 Uhr ab Treviso, wählten wir den ATVO-Bus um 7 Uhr morgens. Achtung: Aus irgendeinem Grund ist er schon um 6:50 Uhr abgefahren, pünktlich sein lohnt sich also. Letztlich hätten wir aber auch einen späteren Bus nehmen können, da wir schon gegen 7:30 Uhr in Treviso ankamen und somit mehr als genug Zeit bis zum Rückflug hatten – insbesondere da wir ja nur Handgepäck hatten. Insgesamt ist die Fahrt mit dem Bus von Treviso nach Venedig jedoch sehr zu empfehlen, da sie günstiger und bequemer (da ohne Umsteigen) als eine Bahnfahrt ist.

Falls ihr am näher gelegenen Flughafen Marco Polo in Venedig ankommt, ist bestimmt auch eine Fahrt mit dem Wassertaxi direkt vom Airport nach Venedig lohnenswert. Hier habe ich aber keine Erfahrungswerte.



Unterkunft
Über Booking.com hatten wir das Hotel Belle Epoque in der Nähe des Bahnhofs gebucht. Hier angekommen wurde uns aber mitgeteilt, dass wir im Schwesterhotel BELLE ARTI untergebracht wären, welches näher am touristischen Kern von Venedig, dafür weiter entfernt vom Bahnhof liegt. Wir haben uns dem gebeugt und konnten bis heute nicht klären, was hierfür eigentlich der Grund war.

Das Hotel war okay, wenn auch nichts Besonderes. Etwas seltsam war, dass wir auch hier nicht direkt im Hotel, sondern in einem auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegenden Gästehaus untergebracht waren. Das Zimmer war groß, sauber und für unsere Bedürfnisse absolut ausreichend. Das Frühstücksbuffet von 6:30 Uhr bis 10:30 Uhr war okay, beinhaltet aber vor allem Süßspeisen wie Croissants, Müsli und Dosenobst. Der Zimmerpreis von 60 Euro/Nacht liegt für Venedig im unteren Mittel. Achtung: Beim Auschecken kam noch eine Tourismuspauschale von 3,50 Euro pro Person und Nacht dazu.

Essen und Trinken
Essen – das war definitiv eines der Hauptziele in Venedig! Obwohl manche Reiseführer Venedig als „die Stadt des schlechten, teuren Essen“ bezeichnen, kann ich versprechen, dass es hier auch gutes, günstiges Essen gibt. Lokale gibt es hier natürlich wie Sand am Meer, weswegen wir uns in der Auswahl unserer Restaurants vor allem an Bewertungen auf Tripadvisor orientiert haben und primär abseits der klassischen Touristenpfade unterwegs waren. Bedenken sollte man allerdings, dass in den allermeisten Restaurant noch eine Tischgebühr (coperto) genommen wird, in der Regel 1-2 Euro pro Person.

Pizza Italiana im Ristorante Pizzaria Dolfin

Pizza
Sehr gute Pizza haben wir bereits am ersten Abend in der TRATTORIA ALLA FERRATA gegessen. Mit etwa 9 Euro pro Pizza preislich absolut im Rahmen. Hinzu gab es 0,5l leckeren Hauswein (Bianco) für 8 Euro. Das Ambiente wirkt sehr authentisch, nicht zuletzt weil hier vor allem Locals gegessen haben, die von den Kellnern alle mit Küsschen begrüßt und verabschiedet wurden. Zum Abschluss gab es ein Gläschen Limoncello aufs Haus.
Ebenfalls gute Pizza, wenn auch in einem etwas touristischerem Ambiente, aßen wir im RISTORANTE PIZZARIA DOLFIN. Die Einrichtung könnte etwas gemütlicher sein, die Pizza (v.a. die Pizza Spinacci e Ricotta) und der Hauswein waren aber super lecker und hatten gute Preise.

Pasta
Die beste Pasta bekamen wir bei DAL MOROS FRESH PASTA TOGO. Wie der Name schon vermuten lässt, eignet sich der Laden nicht zum gemütlichen Sitzen, bietet aber eine hervorragende Auswahl an frischer Pasta und einen netten Inhaber zum Plaudern. Man wählt zwischen etwa 9 verschiedenen Saucen (3 vegetarische, 1 vegane Variante), 4 verschiedenen Nudelarten und einer Auswahl von Extras wie Oliven, Parmesan oder Mozzarella. Für etwa 6 Euro bekommt man dann eine große Portion Pasta to go im Pappkarton – und die schmeckt! Absolut empfehlenswert!
Etwas enttäuscht waren wir von der Pasta im RISTORANTESAN TROVASO. Geschmacklich war diese zwar in Ordnung, allerdings hatte das Restaurantambiente einen leichten Kantinentouch, war eher touristisch und bestach nicht unbedingt durch aufmerksamen Service.

Dal Moros Fresh Pasta To Go - sehr zu empfehlen!

Süßes
Wer es süß mag, der kommt in der PASTICCERIA TONOLO voll auf seine Kosten! Hier gibt es allerhand Gebäck, wie mit Creme gefüllte Berliner, Marmeladenkekse oder ganze Sahnetorten. Die meisten Teilchen kosten nur etwa 1,10 Euro - allerdings benötigt man an der Theke Durchsetzungsvermögen, weil hier gefühlt auch die ganze Bevölkerung Venedigs ihre Verpflegung zum Frühstück oder Nachmittagskaffee kauft. Der Geschmack entlohnt aber den Aufwand.

Snacks & Drinks
Und zwischen den Mahlzeiten? Da gibt es Snacks! Total begeistert waren wir von der OSTERIA AL SQUERO – einem wirklich sehr kleinen italienischen Bistro, das in Venedig offensichtlich für seine Panini berühmt ist.  Die Schlange war lang, das Gedränge groß, italienisches Sprachgewusel überall um uns herum. Wir hatten aber Glück und haben schließlich noch zwei kleine vegetarische Panini sowie zwei Aperol Spritz erhaschen können. Gegessen wird draußen in der Sonne auf einer großen Treppe, gemeinsam mit allen anderen Glücklichen, die den Kampf im Bistro gemeistert haben. Die Brötchen für jeweils 1 Euro waren köstlich und die Getränke für 60c das Gläschen unschlagbar günstig (wir haben uns noch zwei weitere Runden gegönnt). Was aber am glücklichsten machte, war der Gedanke, ein Stück echtes italienisches Lebensgefühl entdeckt zu haben.
Für einen kleinen Nachmittagskaffee/ Aperol Spritz kehrten wir in die BAR AI ARTISTI ein. Aperol Spritz gibt es hier im großen Glas für 2,50 Euro mit einer Olive drin. Ein guter Fang, wenn man bedenkt, dass an den touristischeren Ecken gerne 5 Euro exkl. Tischgebühr dafür genommen werden.


Rumkommen
Viele Reiseführer berichten von den Tagespässen der Wassertaxis (Vaporetti), die sich sicher lohnen, wenn man viele verschiedene Orte in der Stadt anstrebt oder auch zu anderen Inseln übersetzen möchte. Wir haben uns jedoch entschieden, die Stadt zu Fuß zu erkunden und einfach durch die Gassen und über Brücken zu schlendern. Gewiss muss man hierbei einige Kilometer zurücklegen, zumal man oft auf wenige einzelne Brücken angewiesen ist, wenn man ein Viertel wechseln möchte. Für uns war es jedoch die optimale Lösung, da wir uns einfach treiben lassen konnten.
Am zweiten Tag haben wir einmal ein One-Way-Ticket für ein Vaporetto an der Piazza San Marco gelöst (7,50Euro p.P. für 75min). Hiermit setzten wir uns in die Vaporetto Linie 2, die uns in ca. 70 Minuten einmal den Canal Grande entlang, über die Ufer von 3 weiteren Inseln bis zurück zum Markusplatz fuhr. Wir sind nicht ganz sicher, ob so eine Rundfahrt mit dem Ticket wirklich erlaubt ist, aber gelohnt hat es sich alle Male um die Stadt einmal vom Wasser aus zu erleben und die vielfältigen Fassaden bewundern zu können.


Aktivitäten
Schlendern
Man kann Venedig gewiss auf verschiedene Arten erleben. Wir haben uns entschlossen, kein allzu großes Programm zu planen, sondern die Stadt vor allem durch Schlendern à la „Immer der Nase nach“ zu erkunden. Meiner Meinung nach ist das eine der schönsten Arten diese Stadt kennenzulernen, insbesondere wenn man öfter die Abzweigung wählt, die die wenigsten anderen Leute nehmen und dadurch immer wieder neue, fast menschenleere Ecken der Stadt entdeckt. Fotogene Ecken gibt es hier überall, sei es auf den unendlich vielen Brücken über den Kanälen, auf menschengefüllten Plätzen umringt von eindrucksvollen historischen Bauten oder in klitzekleinen Gassen über die die Wäsche zum Trocknen gespannt wurde. Wir haben es uns aber auch nicht nehmen lassen, kurz auf einige Touristenmagneten wie die Rialtobrücke oder die Seufzer-Brücke einen Blick zu werfen.

Markusturm
Ein bisschen Touristenprogramm haben wir doch gemacht. So ging es einmal bei gutem Wetter rauf auf den Markusturm, um die Stadt von oben zu erblicken. Wir waren bereits früh um 9.20 Uhr in der Schlange, kurz bevor der Turm geöffnet wurde. Auch wenn es hier schon ein wenig Wartezeit gab, ist das gewiss nichts im Vergleich zu späteren Tageszeiten, wenn etliche Massen an Touristen den Markusplatz erobern. Für 8 Euro pro Person lösten wir Tickets und fuhren mit dem Aufzug (eine andere Möglichkeit gibt es nicht) zur Spitze. Etwa 30 Minuten lang ließen wir Venedig auf uns wirken, machten tolle Fotos und schmiedeten Pläne, welche Ecken der Stadt wir später erkunden würden.

Blick vom Markusturm auf die Basilica di San Marco

Basilica di San Marco
Eigentlich darf man das niemandem erzählen, aber wir sind in der Basilica auf dem Markusplatz eigentlich nur zufällig gelandet. Wir wollten eigentlich zum Dogenpalast, haben uns aber versehentlich in der falschen Schlange angestellt und nach 40 Minuten Warten und dem plötzlichen Erwachen über den Irrtum, uns unseren Fehler nicht so recht eingestehen wollen. Also haben wir etwa weitere 40 Minuten (aufgrund des leichten Hochwassers teilweise auf Holzplanken) angestanden, bis wir es endlich in die Basilica geschafft haben. Der Eintritt ist gratis, dementsprechend ist der Andrang sehr groß. Und um ehrlich zu sein: so richtig happy waren wir am Ende nicht, so lange dafür angestanden zu haben. Gewiss ist es ein schönes Bauwerk, aber der Wow-Effekt blieb leider aus. Außerdem werden in der Basilica dann doch Gebühren für Zusatzbereiche wie die Schatzkammer oder das Museum erhoben. Für uns leider eher ein Reinfall. Fotos sind hier übrigens nicht erlaubt.

Natürlich gibt es in Venedig noch viel, viel mehr zu erleben, wofür uns aber bei diesem Trip die Zeit fehlt. Vom Dogenpalast über zahlreiche Kunstmuseen oder Fahrten zu anderen Inseln der Lagune wie Murano oder Burano hat Venedig viel zu bieten. Einiges davon wird bestimmt beim nächsten Besuch nachgeholt!

Was man lieber meiden sollte
Grundsätzlich sollte man sich darauf einstellen, dass Venedig – insbesondere an Wochenenden, Feiertagen und bei gutem Wetter – sehr, sehr viele Touristen anzieht. Das ist insbesondere an den Top Spots der Innenstadt, sprich rund um den Markusplatz, die Rialtobrücke und die Ponte dei Sospiri stark zu merken. Ich persönlich würde immer versuchen, diese Spots weitestgehend zu meiden, weil sie einfach nicht die ansonsten sehr schöne Atmosphäre der Stadt widerspiegeln. Alternativ ist ein Besuchen dieser Gegenden in den sehr frühen Morgen- oder späten Abendstunden eher zu empfehlen. Auch von den überteuerten Gondelfahrten würde ich persönlich Abstand nehmen, da man meiner Meinung nach die Stadt genauso gut zu Fuß oder per Vaporetto entdecken kann und die Kanäle von Gondeln voller Touristen geradezu überquellen. Ähnliches gilt für die meisten Restaurants rund um den Markusplatz – zu überfüllt und viel zu teuer. Wirklichen Charme entdeckt man in den versteckten Seitengassen.

Fazit
Nach Venedig würde ich immer wieder reisen. Die Stadt hat einfach etwas Mystisches und Geheimnisvolles an sich, unvergleichbar zu anderen europäischen Städten. Hierfür muss man sich jedoch abseits der gängigen Touristenpfade bewegen, da einen sonst die Massen an Touristen aller Länder schnell überwältigen und von der Schönheit der Stadt ablenken können.

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