Venedig ist immer einen Besuch wert! Ich war zwar bereits
drei Mal in den vergangenen Jahren dort, jedoch nie über Nacht, immer nur für
Tagesausflüge. Das musste dringend geändert werden, um die gesamte Atmosphäre
der Stadt einzufangen – auch nachts, wenn die großen Massen an Tagestouristen
die Stadt wieder verlassen hatten. Der Reisezeitraum fiel auf Ostern 2018,
genauer gesagt von Gründonnerstag bis Ostersonntag.
Hin- und Zurückkommen
Mit dem Flugzeug ging es am Gründonnerstag mit einer etwa
einstündigen Verspätung um 16:50 Uhr von Hamburg nach Treviso. Hier angekommen besorgten
wir uns am Flughafen problemlos Tickets für den Reisebus (ATVO, 22Euro p.P. hin
und zurück), der sich in seinen Abfahrtszeiten an den Fliegern orientiert und
uns innerhalb einer Stunde über Mestre zum Busbahnhof Piazzale Roma in Venedig
brachte. Der Bahnhof liegt sehr nah am Zugbahnhof sowie dem Canal Grande und
ist daher ein guter Ausgangspunkt für den Weg zu den meisten Unterkünften (ob
zu Fuß oder per Wassertaxi).
Für unseren Rückflug am Ostersonntag um 9:40 Uhr ab
Treviso, wählten wir den ATVO-Bus um 7 Uhr morgens. Achtung: Aus irgendeinem
Grund ist er schon um 6:50 Uhr abgefahren, pünktlich sein lohnt sich also.
Letztlich hätten wir aber auch einen späteren Bus nehmen können, da wir schon
gegen 7:30 Uhr in Treviso ankamen und somit mehr als genug Zeit bis zum
Rückflug hatten – insbesondere da wir ja nur Handgepäck hatten. Insgesamt ist
die Fahrt mit dem Bus von Treviso nach Venedig jedoch sehr zu empfehlen, da sie
günstiger und bequemer (da ohne Umsteigen) als eine Bahnfahrt ist.
Falls ihr am näher gelegenen Flughafen Marco Polo in
Venedig ankommt, ist bestimmt auch eine Fahrt mit dem Wassertaxi direkt vom
Airport nach Venedig lohnenswert. Hier habe ich aber keine Erfahrungswerte.
Unterkunft
Über Booking.com hatten wir das Hotel Belle Epoque in der
Nähe des Bahnhofs gebucht. Hier angekommen wurde uns aber mitgeteilt, dass wir
im Schwesterhotel BELLE ARTI untergebracht wären, welches näher am touristischen
Kern von Venedig, dafür weiter entfernt vom Bahnhof liegt. Wir haben uns dem
gebeugt und konnten bis heute nicht klären, was hierfür eigentlich der Grund
war.
Das Hotel war okay, wenn auch nichts
Besonderes. Etwas seltsam war, dass wir auch hier nicht direkt im Hotel,
sondern in einem auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegenden Gästehaus
untergebracht waren. Das Zimmer war groß, sauber und für unsere Bedürfnisse absolut
ausreichend. Das Frühstücksbuffet von 6:30 Uhr bis 10:30 Uhr war okay, beinhaltet
aber vor allem Süßspeisen wie Croissants, Müsli und Dosenobst. Der Zimmerpreis von
60 Euro/Nacht liegt für Venedig im
unteren Mittel. Achtung: Beim Auschecken kam noch eine Tourismuspauschale von 3,50
Euro pro Person und Nacht dazu.
Essen und Trinken
Essen – das war definitiv eines der Hauptziele in
Venedig! Obwohl manche Reiseführer Venedig als „die Stadt des schlechten,
teuren Essen“ bezeichnen, kann ich versprechen, dass es hier auch gutes,
günstiges Essen gibt. Lokale gibt es hier natürlich wie Sand am Meer, weswegen
wir uns in der Auswahl unserer Restaurants vor allem an Bewertungen auf
Tripadvisor orientiert haben und primär abseits der klassischen Touristenpfade
unterwegs waren. Bedenken sollte man allerdings, dass in den allermeisten
Restaurant noch eine Tischgebühr (coperto) genommen wird, in der Regel 1-2 Euro
pro Person.
Pizza Italiana im Ristorante Pizzaria Dolfin |
Pizza
Sehr gute Pizza haben wir bereits am ersten Abend in der
TRATTORIA ALLA FERRATA gegessen. Mit
etwa 9 Euro pro Pizza preislich absolut im Rahmen. Hinzu gab es 0,5l leckeren
Hauswein (Bianco) für 8 Euro. Das Ambiente wirkt sehr authentisch, nicht
zuletzt weil hier vor allem Locals gegessen haben, die von den Kellnern alle
mit Küsschen begrüßt und verabschiedet wurden. Zum Abschluss gab es ein
Gläschen Limoncello aufs Haus.
Ebenfalls gute Pizza, wenn auch in einem etwas
touristischerem Ambiente, aßen wir im RISTORANTE PIZZARIA DOLFIN. Die
Einrichtung könnte etwas gemütlicher sein, die Pizza (v.a. die Pizza Spinacci e
Ricotta) und der Hauswein waren aber super lecker und hatten gute Preise.
Pasta
Die beste Pasta bekamen wir bei DAL MOROS FRESH PASTA TOGO. Wie der Name schon vermuten lässt, eignet sich der Laden nicht zum
gemütlichen Sitzen, bietet aber eine hervorragende Auswahl an frischer Pasta
und einen netten Inhaber zum Plaudern. Man wählt zwischen etwa 9 verschiedenen
Saucen (3 vegetarische, 1 vegane Variante), 4 verschiedenen Nudelarten und
einer Auswahl von Extras wie Oliven, Parmesan oder Mozzarella. Für etwa 6 Euro
bekommt man dann eine große Portion Pasta to go im Pappkarton – und die
schmeckt! Absolut empfehlenswert!
Etwas enttäuscht waren wir von der Pasta im RISTORANTESAN TROVASO. Geschmacklich war diese zwar in Ordnung, allerdings hatte das
Restaurantambiente einen leichten Kantinentouch, war eher touristisch und
bestach nicht unbedingt durch aufmerksamen Service.
Dal Moros Fresh Pasta To Go - sehr zu empfehlen! |
Süßes
Wer es süß mag, der kommt in der PASTICCERIA TONOLO voll
auf seine Kosten! Hier gibt es allerhand Gebäck, wie mit Creme gefüllte
Berliner, Marmeladenkekse oder ganze Sahnetorten. Die meisten Teilchen kosten
nur etwa 1,10 Euro - allerdings benötigt man an der Theke
Durchsetzungsvermögen, weil hier gefühlt auch die ganze Bevölkerung Venedigs
ihre Verpflegung zum Frühstück oder Nachmittagskaffee kauft. Der Geschmack
entlohnt aber den Aufwand.
Snacks &
Drinks
Und zwischen den Mahlzeiten? Da gibt es Snacks! Total
begeistert waren wir von der OSTERIA AL SQUERO – einem wirklich sehr kleinen
italienischen Bistro, das in Venedig offensichtlich für seine Panini berühmt
ist. Die Schlange war lang, das Gedränge
groß, italienisches Sprachgewusel überall um uns herum. Wir hatten aber Glück
und haben schließlich noch zwei kleine vegetarische Panini sowie zwei Aperol
Spritz erhaschen können. Gegessen wird draußen in der Sonne auf einer großen
Treppe, gemeinsam mit allen anderen Glücklichen, die den Kampf im Bistro gemeistert
haben. Die Brötchen für jeweils 1 Euro waren köstlich und die Getränke für 60c
das Gläschen unschlagbar günstig (wir haben uns noch zwei weitere Runden
gegönnt). Was aber am glücklichsten machte, war der Gedanke, ein Stück echtes
italienisches Lebensgefühl entdeckt zu haben.
Für einen kleinen Nachmittagskaffee/ Aperol Spritz
kehrten wir in die BAR AI ARTISTI ein. Aperol Spritz gibt es hier im großen
Glas für 2,50 Euro mit einer Olive drin. Ein guter Fang, wenn man bedenkt, dass
an den touristischeren Ecken gerne 5 Euro exkl. Tischgebühr dafür genommen
werden.
Rumkommen
Viele Reiseführer berichten von den Tagespässen der
Wassertaxis (Vaporetti), die sich sicher lohnen, wenn man viele verschiedene
Orte in der Stadt anstrebt oder auch zu anderen Inseln übersetzen möchte. Wir
haben uns jedoch entschieden, die Stadt zu Fuß zu erkunden und einfach durch
die Gassen und über Brücken zu schlendern. Gewiss muss man hierbei einige
Kilometer zurücklegen, zumal man oft auf wenige einzelne Brücken angewiesen
ist, wenn man ein Viertel wechseln möchte. Für uns war es jedoch die optimale
Lösung, da wir uns einfach treiben lassen konnten.
Am zweiten Tag haben wir einmal ein One-Way-Ticket für
ein Vaporetto an der Piazza San Marco gelöst (7,50Euro p.P. für 75min). Hiermit
setzten wir uns in die Vaporetto Linie 2, die uns in ca. 70 Minuten einmal den
Canal Grande entlang, über die Ufer von 3 weiteren Inseln bis zurück zum
Markusplatz fuhr. Wir sind nicht ganz sicher, ob so eine Rundfahrt mit dem
Ticket wirklich erlaubt ist, aber gelohnt hat es sich alle Male um die Stadt
einmal vom Wasser aus zu erleben und die vielfältigen Fassaden bewundern zu
können.
Aktivitäten
Schlendern
Man kann Venedig gewiss auf verschiedene Arten erleben.
Wir haben uns entschlossen, kein allzu großes Programm zu planen, sondern die
Stadt vor allem durch Schlendern à la „Immer der Nase nach“ zu erkunden. Meiner
Meinung nach ist das eine der schönsten Arten diese Stadt kennenzulernen,
insbesondere wenn man öfter die Abzweigung wählt, die die wenigsten anderen Leute
nehmen und dadurch immer wieder neue, fast menschenleere Ecken der Stadt
entdeckt. Fotogene Ecken gibt es hier überall, sei es auf den unendlich vielen
Brücken über den Kanälen, auf menschengefüllten Plätzen umringt von
eindrucksvollen historischen Bauten oder in klitzekleinen Gassen über die die
Wäsche zum Trocknen gespannt wurde. Wir haben es uns aber auch nicht nehmen
lassen, kurz auf einige Touristenmagneten wie die Rialtobrücke oder die
Seufzer-Brücke einen Blick zu werfen.
Markusturm
Ein bisschen Touristenprogramm haben wir doch gemacht. So
ging es einmal bei gutem Wetter rauf auf den Markusturm, um die Stadt von oben
zu erblicken. Wir waren bereits früh um 9.20 Uhr in der Schlange, kurz bevor
der Turm geöffnet wurde. Auch wenn es hier schon ein wenig Wartezeit gab, ist
das gewiss nichts im Vergleich zu späteren Tageszeiten, wenn etliche Massen an
Touristen den Markusplatz erobern. Für 8 Euro pro Person lösten wir Tickets und
fuhren mit dem Aufzug (eine andere Möglichkeit gibt es nicht) zur Spitze. Etwa
30 Minuten lang ließen wir Venedig auf uns wirken, machten tolle Fotos und schmiedeten
Pläne, welche Ecken der Stadt wir später erkunden würden.
Blick vom Markusturm auf die Basilica di San Marco |
Basilica di San
Marco
Eigentlich darf man das niemandem erzählen, aber wir sind
in der Basilica auf dem Markusplatz eigentlich nur zufällig gelandet. Wir
wollten eigentlich zum Dogenpalast, haben uns aber versehentlich in der
falschen Schlange angestellt und nach 40 Minuten Warten und dem plötzlichen
Erwachen über den Irrtum, uns unseren Fehler nicht so recht eingestehen wollen.
Also haben wir etwa weitere 40 Minuten (aufgrund des leichten Hochwassers
teilweise auf Holzplanken) angestanden, bis wir es endlich in die Basilica
geschafft haben. Der Eintritt ist gratis, dementsprechend ist der Andrang sehr
groß. Und um ehrlich zu sein: so richtig happy waren wir am Ende nicht, so
lange dafür angestanden zu haben. Gewiss ist es ein schönes Bauwerk, aber der
Wow-Effekt blieb leider aus. Außerdem werden in der Basilica dann doch Gebühren
für Zusatzbereiche wie die Schatzkammer oder das Museum erhoben. Für uns leider
eher ein Reinfall. Fotos sind hier übrigens nicht erlaubt.
Natürlich gibt es in Venedig noch viel, viel mehr zu
erleben, wofür uns aber bei diesem Trip die Zeit fehlt. Vom Dogenpalast über
zahlreiche Kunstmuseen oder Fahrten zu anderen Inseln der Lagune wie Murano
oder Burano hat Venedig viel zu bieten. Einiges davon wird bestimmt beim
nächsten Besuch nachgeholt!
Was man lieber meiden sollte
Grundsätzlich sollte man sich darauf einstellen, dass
Venedig – insbesondere an Wochenenden, Feiertagen und bei gutem Wetter – sehr,
sehr viele Touristen anzieht. Das ist insbesondere an den Top Spots der
Innenstadt, sprich rund um den Markusplatz, die Rialtobrücke und die Ponte dei
Sospiri stark zu merken. Ich persönlich würde immer versuchen, diese Spots
weitestgehend zu meiden, weil sie einfach nicht die ansonsten sehr schöne Atmosphäre
der Stadt widerspiegeln. Alternativ ist ein Besuchen dieser Gegenden in den
sehr frühen Morgen- oder späten Abendstunden eher zu empfehlen. Auch von den
überteuerten Gondelfahrten würde ich persönlich Abstand nehmen, da man meiner
Meinung nach die Stadt genauso gut zu Fuß oder per Vaporetto entdecken kann und
die Kanäle von Gondeln voller Touristen geradezu überquellen. Ähnliches gilt
für die meisten Restaurants rund um den Markusplatz – zu überfüllt und viel zu teuer.
Wirklichen Charme entdeckt man in den versteckten Seitengassen.
Fazit
Nach Venedig würde ich immer wieder reisen. Die Stadt hat
einfach etwas Mystisches und Geheimnisvolles an sich, unvergleichbar zu anderen
europäischen Städten. Hierfür muss man sich jedoch abseits der gängigen
Touristenpfade bewegen, da einen sonst die Massen an Touristen aller Länder
schnell überwältigen und von der Schönheit der Stadt ablenken können.
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